Sonntag, 21. März 2021

Der Esel zwischen den Heuhaufen...

 Wenn die Pferde beim Haus stehen, sind interessante Beobachtungen möglich - und auch Experimente, um eingefahrene Verhaltensmuster zu lösen.

Du kennst vermutlich die Fabel vom Esel zwischen den Heuhaufen - der verhungert, weil er sich für keinen der Haufen entscheiden kann. Nun, eine ähnliche Geschichte habe ich kürzlich provoziert ;-)

Die Einstellpferde, die bereits vor unserem Einzug hier auf dem Hof waren, waren offenbar daran gewöhnt, morgens mit Full Speed aus der Box auf die Weide zu galoppieren - und mit ihrem Drang aus der Box zu kommen, war man als Mensch beim Öffnen der Boxentür durchaus in Gefahr umgerannt zu werden.  

Das Thema Stallmanieren, insbesondere Respekt vor dem Raum des Menschen, habe ich ja schon im letzten Blog erläutert. Wir hatten sie also soweit, dass sie mit Abstand warten, bis die Tür aufgeht. Dennoch sind sie dann, sobald die Tür offen war, im Galopp losgestürmt. 

Also habe ich mir folgendes Experiment überlegt - während ich den Pferden auf der einen Seite der Box das Kraftfutter gab, hat mein Mann - sobald alle am Fressen waren - die Boxentüren geöffnet. Was denkst Du, was passiert ist?
- Fertigfressen und dann rausgehen?  Das wäre für einen Menschen logisch. 

Aber die Macht der Gewohnheit war stärker - zuerst waren sie total irritiert "Was jetzt, wieso ist die Tür offen, wo es duch Futter gibt?" - haben noch schnell einen Happen genommen, und sind dann im Galopp auf die Winterweide.  Dort wurde festgestellt, dass sowieso nur das übliche Heu da ist - also wieder zurück im Galopp jeder in seine Box. Schnell einen Happen genommen, oder zwei - aber dann könnte man draussen ja was verpassen. Also alle wieder raus im Galopp. Auf der Weide geschaut ob noch alles beim Alten ist - wieder zur Box, noch einen Happen essen. Dann wieder auf die Weide, und diesmal blieben sie dort, um Heu zu essen - obwohl noch Kraftfutter in der Box war.  

 

Es war jedenfalls sehr spannend zu beobachten, wie der Herdentrieb "wir rennen raus" stärker war als der Fresstrieb - selbst das Pferd, das gern noch weiter gefressen hätte, ist doch mit den anderen mitgelaufen, als die sich auf den Weg machten.

Wir haben dasselbe Experiment am nächsten Tag wiederholt, mit ähnlichem Ausgang - sie haben etwas länger Kraftfutter gegessen und sind nicht ganz so enthusiastisch raus, aber wieder 2x zwischen Box und Weide hin und her. Am 3. Tag, als ich alleine war, hab ich zuerst das Kraftfutter gegeben und dann etwas später die Türen geöffnet. Und siehe da, sie sind dann im SCHRITT aus der Box gegangen und erst später angetrabt. Inzwischen lasse ich sie das Kraftfutter fertig fressen, und anschliessend wandern sie ganz gelassen auf die Weide :-)  

Fazit - Gewohnheiten lassen sich ändern, und Denkaufgaben helfen den Pferden, ruhiger zu werden.

 

 

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